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Hat die New-Economy Bestand?

Großspurige Firmengründer? Die meisten basteln im Stillen an Konzepten und Produkten, oftmals mit knappsten Finanzmitteln unter persönlichem Einsatz bis zur Belastungsgrenze

Früher brauchten internationale Konzerne Jahrzehnte, um zu weltweiter Bedeutung zu gelangen. In Zeiten des New-Economy-Hype sollte das in wenigen Wochen funktionieren. Die Gier nach dem schnellen und millionenschweren Erfolg löste so etwas wie eine Massenhysterie aus, deren Folgen bis heute spürbar sind. Investmentbanker verloren die gute Schule der Fundamentalanalyse aus dem Blickfeld. Kleinanleger berauschten sich am Spekulantendasein und verloren nicht selten das Kapital, welches ihnen zur Altersvorsorge dienen sollte. Der folgende tiefe Fall wurde noch verstärkt durch windige Finanzberater und Unternehmer, welche die Zeit der New-Economy-Hysterie für Betrug, Bilanzfälschung und überzogene Wachstumsprognosen nutzten.

Dass die Firmen der New Economy überlebensfähig sind, wenn sie die Lektionen aus der Krise lernen, zeigen die E-Commerce-Gewinner. „Bei denen ist der Ende der neunziger Jahre propagierte Geschwindigkeitsrausch wieder aus der Mode. Die Teams, die unter dessen Druck an den Start gegangen sind, haben nicht nur viel Geld, sondern ihre Ideen und meist auch die Teams verbrannt. Der Aufbau eines guten und auf Dauer überlebensfähigen Unternehmens braucht nun mal Zeit; dies gilt ausnahmslos auch für Hightech­Unternehmen und Gründer aus der Internetbranche", so Dr. Hubert Hofer, Direktor des Business Innovation Center (bic) in Bozen, der seit Jahren jungen Unternehmen an den Start hilft. Heute trifft er kaum mehr auf großspurige Firmengründer. Die meisten basteln im Stillen an Konzepten und Produkten, oftmals mit knappsten Finanzmitteln unter persönlichem Einsatz bis zur Belastungsgrenze.

Die E-Commerce-Gewinner haben einiges gemeinsam: Visionen, Durchhaltewillen, Knowhow, starke Teams, hohes Kostenbewusstsein und ein Gespür für Produkte, Dienstleistungen und Technologien, für die es einen Markt gibt. Da die meisten der profitablen New-Economy­Firmen in Deutschland ohne Risikokapital groß geworden sind, besteht wohl auch trotz der aktuellen Schwierigkeiten von Startups an solche Gelder zu kommen, eine gute Chance, dass weitere Unternehmen den Break-Even erreichen werden.

Auszug aus c’t Heft 12/2003

http://www.heise.de/ct/inhverz/

(10.06.2003)

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