ar - 25. Mai 2005. Der rote Alfa GT zieht die Blicke der Männer an.
Lang (4,49 m), breit (1,37 m) und niedrig (1,37 m), das sind Maße, die
in ihrem Verhältnis zu einander das Auge entzücken. Für den "Gran
Tourismo", für dieses "längere Reisen" wurden schon in den 30er Jahren
schnelle Fahrzeuge mit relativ komfortablen Raumverhältnisse
konstruiert, damit Sportwagenfreunde nicht etwa mit schnöden
Limousinen in Urlaub fahren mussten.
Dieser klassische Zweck wird im GT-Innenraum deutlich. Großzügige
Platzverhältnisse bieten auf den beiden schwarzledernen Sportsitzen
und auf der hinteren Bank erstaunlichen Komfort. Auf der Rückbank
können zwei Erwachsene sich bequem ausbreiten. Der Dritte in der Mitte
muss sich etwas bescheiden. Ein schlanker Student auf dem Weg nach
Firenze könnte sich eben noch reinzwängen, um den Semesterbeginn nicht
zu verpassen.
Das Gesicht des Alfa mit dem nach unten spitz auslaufenden
Wappenschild, die lange, stetig ansteigende Motorhaube, die sanft
gewölbte Dachlinie, die in ein kurzes voluminöses Heck übergeht: der
GT steht da wie aus einem Guss. Die Heckklappe, die sich mitsamt der
Scheibe weit öffnen lässt, bietet Raum genug für das Reisegepäck
zweier Leute und die können sogar noch drei Kisten Montepulciano aus
den Abruzzen mit nach Hause bringen. Und wenn das nicht reicht, kann
die Rückbanklehne umgeklappt werden - auch asymmetrisch - und damit
das Ladevolumen noch einmal gesteigert werden.
Zwei große Rundinstrumente mit den traditionellen Alfa-Häubchen oben
rechts und links, zwei kleinere in der Mitte, ebenfalls mit Haube
bewehrt und ein rechteckiges Computerdisplay darunter - fertig ist das
GT-Armaturenbrett. Anzeigeinstrumente und Bedienungsschalter, die
nichts mit dem Fahren selbst zu tun haben, wie Radio, Klimaanlage und
Navigerät, finden auf der Mittelkonsole Platz, aus der ein kräftiger
Schaltstock mit Aluminiumknauf herausragt. Damit wird das bei unserem
Testwagen (2.0 JTS 16 V "Distinctive") serienmäßige Fünfganggetriebe
knackig geschaltet. Die bequemen Sitze laden für weites Reisen ein und
lassen sich auf alle gängigen Gliedmaßenlängen einstellen. Ablagen
gibt es genug. Aus dem Mittelteil des Cockpits rückt ein kleines
Schublädchen auf Fingerdruck heraus und nimmt beispielsweise die
Kreditkarte zum Mautbezahlen oder das Parkhausticket auf. Daneben der
geliebte Cupholder, ebenfalls ausfahrbar.
Der Motor eines Alfa Romeo und insbesondere dessen Laufgeräusch bilden
einen essentiellen (und aufpreisfreien) Bestandteil der Wunschliste
jedes Kaufanwärters. Deshalb legen die Alfa-Akustiker Wert auf
Authentizität. Sie haben es beim GT wieder geschafft, dieses sanfte
doch kraftvolle Röhren einzubauen, welches dazu führt, dass der Fahrer
in Tunnels das Fenster einen Spalt weit öffnet. Der Zweilitermotor
entwickelt eine Leistung von 165 PS, die dem Auto ordentliche Flügel
verleihen und im Frontantrieb des Sportwagens nur bei vollem Gasgeben
in engen Kurven spürbar werden. Beschleunigung (8,6 Sekunden) und
Höchstgeschwindigkeit (216 km/h) reichen fürs große Reisen, doch
heimlich sehnt man sich nach den 240 PS des 3,2 Liter V 6 Motors, der
7250 Euro Mehrpreis abverlangt. Der GT fährt sich sportlich und
komfortabel zugleich. Federung und Dämpfung funktionieren hart aber
herzlich, auf Autobahnen bei Tempo 180 fühlt sich das Fahrwerk am
besten an.
Einen mittleren Verbrauch von 8,7 Litern melden die Technischen Daten,
der wie alle Normverbräuche stets nur bei sehr zärtlichem Umgang mit
dem Fahrpedal erreichbar ist. Normalfahrer kommen nicht unter die
10-Liter-Grenze, denn das Auto animiert zu einem zügigen Fahrstil,
schon der Akustik wegen. Der 67 Liter fassende Tank unterstützt den
Gran-Tourismo-Charakter des Alfa GT ebenso wie die 445 Kilogramm
Zuladung, die erlaubt sind. Nicht einmal die
Fahrgeschwindigkeitsregelung sollte den Fundamentalisten stören, was
auch für die serienmäßige Zweizonen-Klimaautomatik gilt. Denn zu einem
GT gehört eben zum Sport- auch der Komfort-Aspekt.
Sicherheit muss sein und diese Ausstattung kann der Alfa bieten: sechs
Airbags, ABS- Bremssystem mit EBD, Antriebsschlupfregelung, und
dynamische Fahrstabilitätskontrolle (heißt bei Alfa VDC - Vehicle
Dynamic Control). Extra bezahlen muss der GT-Fan die
Diebstahlwarnanlage (Risiko!), die Isofix Kindersitzbefestigung (passt
nicht zu Italien) und ein Navigationsgerät (beim Gran Tourismo!).
Extraerwähnung verdient beim Komfortkapitel die Bose-Stereoanlage, die
es an Wohlklang mit dem Motoren- und Auspuffgeräusch aufnimmt. Der
Alfa Gran Tourismo trägt seinen klangvollen Namen völlig zu recht,
insofern ist er genau das Gegenteil von einer Mogelpackung. (ar/ug)
Die wichtigsten Daten:
Länge/Breite/Höhe 4489/ 1763/ 1366 mm, Radstand 2596 mm, Wendekreis
11,5 m, Leergewicht 1850 kg, Zuladung 445 kg, Kofferraum 320 bis 905
l, Tank 67 l, Vierzylindermotor 16 V, Hubraum 1970 Kubikzentimeter,
Leistung 122 kW (165 PS), maximales Drehmoment 206 Nm bei 3 250 U/min,
Beschleunigung auf 100 km/h 8,7 Sekunden, Vmax 216 km/h,
EU-Normverbrauch im Mittel 8,7 l Super, Abgasnorm Euro 4,
Versicherungseinstufung HPFL 16, TK 24, VK 26, Preis 29 750 Euro.
Von Uwe Gabler
Quelle:
Auto-Reporter.net |