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Warum der Euro eine Hartwährung ist
Alois Grasböck

Es gibt kein Zurück, der Zug ist längst abgefahren, empörte Ausrufe wie „Euro - pah!" verhallen wirkungslos im Fahrtwind des Fortschritts. Jetzt hilft nur noch eines: Es gilt, sich innerlich zu rüsten    für das Unvermeidliche. Das ist schwer, gewiss, denn allein die Vorstellung, dass man in Zukunft mit 69-SchillingScheinen zahlen wird, kann sensible Gemüter an den Rand einer Depression bringen.

Da heißt es stark sein, denn die nächste Herausforderung folgt sogleich: Der 69Schilling-Schein ist der kleinste, darunter gibt es nur Münzen, und wer nicht aufpasst, wird herumlaufen wie ein wandelnder Metallcontainer. Das ist vermutlich der wahre Grund, warum Experten versichert haben, der Euro werde „sehr hart" sein. Aber Geld ist Geld, Hauptsache, dass man überhaupt eins hat. Außerdem ist das viele Hartgeld eine Chance für die ZubehörIndustrie. Was spräche dagegen, einen elegant gestylten Kleingeld-Behälter am Gürtel zu tragen? Mit integrierter Zählfunktion und Turbo-Ausgabe, sodass man im Geschäft 3,95 Euro schneller ziehen kann als Lucky Luke seinen Revolver. Wo mehr Kleingeld ist, muss natürlich auch mehr gezählt werden. Aber da können wir ganz auf die Zählautomaten vertrauen. Wobei uns gelegentliche Fehler zu unseren Ungunsten die wunderbare Gelegenheit geben, zu zeigen, dass wir nicht kleinlich sind.

Leider wird gemunkelt, die Umwandlung des Währungssystems in eine Schottergrube diene auch dem Zweck, uns die Münzenklauberei so zu vergällen, dass wir verstärkt zum bargeldlosen Zahlen wechseln. Vorbilder wie jene Menschen, die einen Apfel und ein Ei mit der Karte zahlen, weisen uns jetzt schon den Weg.

Wenn diese Zahlungsmethode allgemein gebräuchlich wird, könnte es theoretisch sein, dass dafür eines Tages gröbere Gebühren anfallen, dass man also fürs Zahlen zahlen muss. Waren es nicht die Banken, die sich den Euro am heftigsten gewünscht haben?

Nur keine Schwarzmalerei! Der Euro-Zug rollt, wir alle sitzen drin. Und wie hoch der Fahrpreis ist, werden uns dann die Schaffner schon sagen.

Da bleibt einem nur zu sagen: "Vergelt's Gott".(nost)

 

27.09.01   www.konsument.at 
 

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Konsument 10/2001